26. Mai 2018

Einsatzübungreturn

Detailbericht zur Großschadensübung am Samstag den 26.5.2018 in Matzen
Zum Objekt:
Beim Übungsobjekt handelt es sich aus einem Komplex aus Neuer Mittelschule, Volksschule, Hallenbad und Turnsälen. Dieser wurde in den letzten Jahren umgebaut und Erweitert. Im Zuge dieser Umbaumaßnahmen wurde das Objekt mit einer automatischen Brandmeldeanlage ausgestattet. Unter Tags befinden sich rund 500 Kinder (6-14 Jahre) und etwa 50 Lehrkörper im Objekt. In den Nachmittags- und Abendstunden wird das Gebäude teilweise von der Musikschule genutzt. Der Komplex verfügt über drei Klassentrakte, welche je ein eigener Brandabschnitt sind, mit je drei Vollgeschossen. Das Hallenbad, die beiden Turnsäle und div. Arbeitsräume (Physik, Werken,…) sind im Erdgeschoss untergebracht. Zudem verbindet ein unterirdischer Gang den Schulkomplex mit dem Optimum Matzen (Turnhalle/Veranstaltungssaal).
Zum Szenario:
Nach einem tödlichen Unfall zwischen Schülern rastet ein Vater total aus. Betrunken legt er mehrere Brände in zwei Brandabschnitten und begibt sich daraufhin auf das Dach um zu springen und sich selbst das Leben zu nehmen. Nach Auslösen der Brandmeldeanlage wird das Objekt durch die Direktion und den Lehrkörper evakuiert. 43 Personen verbleiben im Objekt da sie entweder nicht mehr Flüchten können. Zwanzig von ihnen liegen verletzt im verrauchten Bereich. Ein Kind ist bei der Flucht so unglücklich gestürzt das es im Geländer eingeklemmt ist. Während der Übung kommen immer wieder Eltern, mit unterschiedlichem Gemütszustand, an die Absperrung die ihre Kinder suchen.
Während des Brandes kommt es zu einem zweiten Einsatz im Ortsgebiet. Hier ist ein Gefahrengut LKW mit einem PKW kollidiert. Auf dem LKW befindet sich ein leckgeschlagener Behälter und es tritt ein Schadstoff aus. (Oranger Rauch tritt unter der Plane – zur besseren Erkennung – aus). Ein weiterer PKW liegt nach einem Ausweichmanöver am Dach. In beiden Fahrzeugen befinden sich geschminkte Übungsdarsteller. Insgesamt gibt es bei diesem Szenario 8 verletze Personen. Je ein Schaulustiger und eine Angehörige kommen im Laufe des Einsatzes zum Verkehrsunfall.

Übungsziele:
Schwerpunkt der Übung ist die Führungsarbeit. Beim Brandszenario wurden seitens der Übungsausarbeitung folgende Ziele für die
Führungsebene ausgegeben:
Korrektes Arbeiten in der Einsatzleitung, Erkennen des gesamten Umfang des Szenarios, Koordination mit dem Roten Kreuz, Koordinierung beider Einsätze, Herauslösen des Schadstoffzugs aus einem laufenden Einsatz, Koordinierung mehrerer Rettungswege (Objekt hat 7 Zugänge), Einsatz von Hubrettungsgeräten (DLK, TMB), Umgang mit der Presse, Koordination mit der Polizei (Selbstmörder)
Auf Mannschaftsebene:
Richtiges Arbeiten unter Atemschutz, Arbeiten mit dem hydr. Rettungssatz unter Atemschutz, Arbeiten mit Leitern, Unterstützung des Roten Kreuz bei der Verletztenversorgung, Umgang mit Presse

Beim Schadstoffszenario konzentrierten sich die Übungsbeobachter auf folgende Aufgaben:

Führungsebene:
Gefahrenerkennung, Koordinierung beider Einsätze, Erstmaßnahmen, Koordinierung mit dem Schadstoffzug, Absperrbereiche, Priorisierung der Menschenrettung, Umgang mit Schaulustigen/Angehörigen, Koordinierung Polizei/Rotes Kreuz
Mannschaftsebene:
Menschenrettung unter Atemschutz mit hydr. RS, Dekontamination (Verletzte, Einsatzkräfte), Korrektes Absperren, Erstversorgung der Verletzten, Auffangen/Binden des Stoffes
Eingesetzte Einheiten:
An der Übung nehmen insgesamt 13 Feuerwehren teil. 11 dieser Feuerwehren sind im Alarmplan (B4) der Schule eingebunden. Auf Grund des Szenarios wurden zwei weitere Feuerwehren zur Übung eingeladen. Seitens der Feuerwehr durften wir 125 Einsatzkräfte mit 20 Fahrzeugen bei der Übung begrüßen. Folgende Sondereinheiten wurden eingesetzt: Drehleiter Gänserndorf, Hubsteiger Deutsch Wagram, Atemluftanhänger Spannberg, Schadstoffzug des Bez. Gänserndorf
Neben den Feuerwehren nahm das Rote Kreuz Gänserndorf (mit Unterstützung anderer Dienststellen) mit dem Katastrophenhilfsdienst an der Übung teil. Hier durften wir 48 Personen mit 14 Fahrzeugen begrüßen. Es wurde auch das Kriseninterventionsteam zur Betreuung der unverletzt Geretteten und der Angehörigen eingesetzt. Die Feldküche zauberte uns für die Versorgung der Darsteller und Übungsteilnehmer ein ausgezeichnetes Mittagessen.
Seitens der Polizei waren 4 Kollegen mit zwei Fahrzeugen im Einsatz. Die Herausforderung lag sowohl bei der Verhandlung mit dem Selbstmörder als auch bei der Verkehrsregelung und der Betreuung von aggressiven Elternteilen.
Die NMS Matzen war durch Fr. Dir. Eva Fichtiger und 7 Lehrer vertreten. Rund 90 Schüler sind unserer Einladung gefolgt sich aktiv an der Übung zu beteiligen und die Evakuierung und den Ablauf hinterher zu üben.
Des Weiteren wurden 65 Freiwillige zur Übungsdarstellung eingesetzt. Sie wurden als Verletzte, Unverletzte, Angehörige, Schaulustige, Übungspresse und als Selbstmörder eingesetzt.

Übungsablauf:
Gemäß Alarmplan wurden um 8:57 Uhr die Feuerwehren Matzen und Raggendorf zu einem B1 TUS Alarm alarmiert.
Nach wenigen Minuten traf das vollbesetzte Rüstlöschfahrzeug Matzen am Einsatzort ein. Einsatzleiter OLM Florian Widhalm ging gemeinsam mit dem Gruppenkommandant zur Erkundung vor. Auf Grund der Verrauchung in dem Bereich wo das Feuerwehrbedienfeld untergebracht ist wurde der AS Trupp zur Erkundung vorgeschickt. Parallel dazu wurde das eintreffende Kommandofahrzeug Matzen beauftragt die Einsatzleitung einzurichten und die Alarmstufe auf B4 (höchstmögliche Stufe) zu erhöhen. Somit wurden 9 weitere Feuerwehren über die Alarmzentrale Mistelbach alarmiert.
Nach der Analyse der Pläne und Feststellung der ausgelösten Melder wurden alle ankommenden Atemschutztrupps zur Menschenrettung in den verschiedenen Gebäudeteilen geschickt. Sofern vorhanden wurden hier Wärmebildkameras eingesetzt und so war es möglich das bereits der erste Trupp innerhalb von 12 Minuten 6 Personen aus dem Gefahrenbereich retten konnte. Zeitgleich wurden durch weitere Kräfte von außen Steck- und Schiebeleitern zur Menschenrettung über Fenster eingesetzt. Sowohl Verletzte als auch Unverletzt wurden an das Rote Kreuz zur weiteren Versorgung übergeben.
Da ersichtlich war, dass noch mehr Atemschutztrupps notwendig sind wurden die letzten beiden Verfügbaren Feuerwehren über die BAZ Mistelbach nachalarmiert.
Um 9:27 Uhr wurde die Einsatzleitung über die BAZ informiert, dass es am Schlossberg zu einem Fahrzeugüberschlag gekommen ist. Umgehend wurde das LFB Spannberg zum Einsatzort geschickt. Vor Ort stellte sich die Lage dann deutlich schwieriger als Erwartet dar. Ein PKW liegt am Dach und eine Person ist eingeklemmt. rund 50 Meter oberhalb läuft von der Ladefläche eines LKWs eine unbekannte Flüssigkeit aus. Die Ladefläche ist abgedeckt und unterhalb tritt oranger Rauch aus. Der LKW hat beim Hinausschieben einen PKW gegen eine Steinmauer gedrückt. Im Unfallfahrzeug befinden sich drei Personen. Fahrer und Beifahrer des LKWs sitzen noch im Fahrzeug. Zwei Personen sind im Außenbereich verletzt. Umgehend wurden bei der Einsatzleitung weitere Kräfte zur Unterstützung – unter anderem auch der Schadstoffzug – angefordert.
Umgehend wurde versucht den Schadstoff anhand der Transportpapiere zu definieren. Parallel dazu wurde mit der Menschenrettung begonnen. Durch die ersteintreffenden Kräfte wurde versucht die auslaufende Flüssigkeit aufzufangen und ein versichern im Erdreich zu verhindern.
Durch das eingetroffene Zugskommando des Schadstoffzuges wurden die vorhandenen Informationen verwertet und umgehend mit den Vorbereitungen für den Einsatz des Schadstoffzugs begonnen.
Nach rund einenhalb Stunden wurde die Gesamtübung durch die Übungsbeobachter beendet. Zu diesem Zeitpunkt waren bei beiden Szenarien die Menschenrettungen soweit abgeschlossen und die Einsatzaufträge erfüllt um eine ausführliche Nachbesprechung mit den Fahrzeugkommandanten abhalten zu können. Diese wurde im Lehrsaal im Feuerwehrhaus abgehalten und dauerte rund eine Stunde.
Fazit:
Für dieses Szenario wären im Einsatzfall auf jeden Fall wesentlich mehr Atemschutzträger notwendig gewesen. Es ist jedoch zu bedenken, dass im Normallfall keine zwei Klassenkomplexe betroffen sein können da diese Brandschutztechnisch voneinander getrennt sind. Wichtig ist auch, dass die Atemschutztrupps aufpassen den Rauch nicht in rauchfreie Bereiche zu verziehen. Durch die vielen Ein- und Ausgänge ist die intensive Kommunikation mit dem Roten Kreuz unumgänglich um zu wissen wie viele Personen noch im Objekt vermisst werden. Hierzu ist eine deutliche Kennzeichnung der Ansprechpartner der Schule unbedingt erforderlich um hier die Anzahl der Vermissten schnell herausfinden zu können. Das Herauslösen des Schadstoffzuges ist aus so einem Ereignis fast unmöglich. Vor allem durch den Atemschutzeinsatz sind die SST 3 Träger bereits an ihren Leistungsgrenzen. Hier ist es sinnvoll weitere Kräfte, alternativ auch aus umliegenden Bezirken, zu alarmieren. Unumgänglich ist bei einem solch einem Einsatz sowohl die Einrichtung von Einsatzabschnitten als auch die Funkkanalteilung.
Danke:
Ein besonderer Dank gilt der Marktgemeinde und der Schulgemeinde Matzen, welche uns das Objekt für diese Übung zur Verfügung gestellt haben. Bedanken möchten wir uns auch bei den eingesetzten Feuerwehr-, Polizei- und Rettungskräften für das tolle Engagement bei dieser sehr herausfordernden Übung.
Ein spezieller Dank gilt der Firma SkyExpo Luftbildaufnahmen e.U. und Inhaber Christoph Lehner für die tollen Luftbilder und „Actionfotos“ aus der Luft. Die Fotos werden von uns sowohl für die Öffentlichkeitsarbeit als auch für die taktische Analyse der Übung eingesetzt.
Schlussendlich möchten wir bei den Personen rund herum noch Danke sagen. Sei es bei den Übungsausarbeitern Roman Rennthaler, OBM und Klemens Widhalm, OLM als auch bei den 20 Übungsbeobachtern aus halb Niederösterreich (Bezirke GF, MI, TU, WB) und Wien für die sachliche Kritik und das ausgesprochene Lob für die beteiligten Einsatzkräfte. Ein besonderer Dank gilt der Feuerwehr Untersiebenbrunn welche gemeinsam mit den Übungsausarbeitern die Szenarien aufgebaut hat. Großes Lob gebührt auch der Feldküche Gänserndorf für die über 350 hungrigen Mäuler im Anschluss an die Übung.

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